Die Vorgeschichte des Gaza-Konflikts

 



Kurz zusammengefasst: Der Palästina-Konflikt   begann vor über einem Jahrhundert durch die Besiedlung des Landes von europäischen Juden. Zuvor hatten Christen, Muslime und Juden viele Jahrhunderte lang friedlich in diesem Land gelebt und ihre unterschiedlichen Religionen gegenseitig toleriert. Im Gegensatz zu Europa, gab es in der arabischen Welt und im türkisch-osmanischen Reich keine Pogrome oder andere Vertreibungen der jüdischen Gemeinden.

Zionismus und Judentum sind NICHT dasselbe!

Bereits zur Zeit Napoleons haben dessen Berater ihm den Vorschlag gemacht, die französischen und andere europäische Juden aus Europa "umzusiedeln". Diese Idee wurde von anderen aufgegriffen, unter anderem jüdischen Europäern.

Der jüdische Österreicher Theodor Herzl veröffentlichte im Jahr 1896 dann das Buch: "Der Judenstaat".

Herzl war ein westlich säkularer Jude, der eine tiefe Verachtung für osteuropäische Juden pflegte. Einige der Aussagen in diesem Buch sind so bösartig antisemitisch, dass man glauben könnte, Hitler selbst hätte aus diesem Buch abgeschrieben. Herzl meinte, dass all die Fehler, die er als säkularer Jude in den religiösen Juden aus Ost-Europa sah, nur durch einen eigenen jüdisch-zionistischen Staat behoben werden könnten. Er wusste auch, dass die meisten jüdischen Europäer nicht die geringste Motivation verspürten, auszuwandern, also sah er es als positiv an, dass die neuen nationalistischen Bewegungen in Europa, die Juden hier "motivieren" könnten.

Und richtig, praktisch alle religiösen und die meisten der nicht-religiösen Juden wollten mit dem Zionismus nichts zu tun haben. Die Rabbiner erklärten den Zionismus zur Gotteslästerung, da nach ihrem Glauben es Gottes Gebot sei, dass gläubige Juden keinen eigenen Staat haben durften, bis nach der Ankunft des Messias. Und die nicht-religiösen Juden waren in ihren Ländern ziemlich gut integriert und hatte gerade fast überall in Europa dieselben Bürgerrechte wie Nicht-Juden erhalten.

Der Zionismus als politische Ideologie hätte keine Chance gehabt, wenn er nicht von der damals reichsten Familie Europas unterstützt worden wäre. Die Rothschilds waren Finanzoligarchen, denen eines der ersten internationalen Bankenimperien gehörte. Sie waren auch zutiefst gegen jede Integration von Juden in die europäische Gesellschaft, weil sie das als schändliche Assimilation ansahen. Es war Lord Rothschild an den die sogenannte Balfour-Erklärung im Jahr 1916 gerichtet war, in der die britische Regierung den Juden ein "Heimatland" in Palästina versprach.

Palästina war allerdings zu der Zeit immer noch Teil des Osmanischen Reiches. Als dieses Reich nach dem ersten Weltkrieg 1918 zerbrach, teilten die Briten und die Franzosen die arabischen Länder unter ihrer Herrschaft auf. Palästina wurde zum britischen Mandatsgebiet.

Danach begann die organisierte Einwanderung der zionistischen Juden, die von Anfang an die einheimische Bevölkerung schlecht behandelten. Sie kauften Land von türkischen Landeignern, vertrieben dann sofort die Pächter dort und misshandelten die einheimischen Landarbeiter.

Im Jahr 1920 schrieb der radikale Zionist Jabotinski, dass ein zionistischer Staat die einheimische nicht-jüdische Bevölkerung unbedingt vertreiben müsse, um Bestand haben zu können. Danach kam es wegen der massenhaften Einwanderung europäischer Juden zu den ersten Aufständen der einheimischen Bevölkerung gegen die britische Verwaltung. 

Die Briten versuchten die Einwanderung zu regulieren und Quoten zu setzen, woraufhin die Zionisten mit terroristischen Anschlägen gegen die britische Verwaltung, aber auch gegen palästinensische Marktplätze und Kaffeehäuser begannen. Viele britische Soldaten und palästinensische Zivilisten wurden getötet.  Der schlimmste Bombenanschlag wurde im Jahr 1947 gegen das King David Hotel verübt, wobei fast 100 Menschen getötet wurden.  Kurz darauf verließen die Briten Palästina und übergaben das Problem der damals neu-gegründeten UNO.

Die UNO beschloss, Palästina aufzuteilen: 55% sollten an einen jüdisch-zionistischen Staat gehen, obwohl die jüdische Bevölkerung zu der Zeit noch eine Minderheit in Palästina war, und 45% des Landes sollte an einen palästinensischen Staat gehen. Die arabischen Nachbarländer waren damit nicht einverstanden, und so kam es zum Krieg. 

Die zionistischen Milizen wurden von europäischen Ländern mit Geld und damals den modernsten Waffen versorgt, während die arabischen Soldaten kein Militärtraining hatten und nur sehr alte Waffen. Die zionistischen Milizen gewannen den Krieg und eroberten jetzt 78% des ehemaligen Mandatsgebiet Palästina. Gleichzeitig wurden etwa 750 000 Palästinenser aus ihrer Heimat vertrieben, teilweise durch direkte Bedrohung und teilweise durch eine Terrorkampagne, in der Massaker in den eroberten Dörfern ausgeführt wurden, bei der Männer, Frauen und Kinder ermordet wurden.

Danach wurde der Staat Israel ausgerufen. Jedes Mal, wenn die Vertriebenen, einzeln oder in kleinen oder größeren Gruppen versuchten zu ihren Häusern und Ländereien zurückzukehren, hatte die israelische Armee, den Befehl, sie zu erschießen. Hunderte von Dörfern wurden auch dem Erdboden gleichgemacht, damit die Palästinenser nichts mehr hatten, wohin sie zurückkehren konnten.

Graf Bernadotte, der UN-Vermittler, der die schlimmen Bedingungen unter denen die Flüchtlinge jetzt leben mussten, beklagte und danach verlangte, dass sie zurückkehren durften, wurde von der zionistischen Lehi-Miliz ermordet, die besonders brutal in Terroranschlägen und politischen Morden war. Der Anführer dieser Miliz wurde später ein israelischer Ministerpräsident.

Obwohl die Stadt Gaza selbst eine über tausendjährige Geschichte hat, gab es den Gaza-Streifen vor 1948 nicht. Er ist entstanden, weil Ägypten sich damals weigerte vertriebene Palästinenser aufzunehmen. Also wurden die ganzen palästinensischen Menschen, die dort in Südisrael gelebt hatten, in Lager um die Städte Gaza, Khan Younis und Rafah getrieben und dort dann hinter einem Zaun eingesperrt. Der Gaza-Streifen wurde dann von Ägypten verwaltet, genau wie das Westjordanland von Jordanien.

Im Juni 1967 eroberte Israel im sogenannten 6-Tage Krieg das Westjordanland, ganz Jerusalem und den Gaza Streifen. Bald darauf wurden israelische Siedlungen in all diesen besetzten Gebieten gebaut und eine militärische Besatzung über diese Gebiete erklärt, in denen die Palästinenser praktisch keine Rechte hatten. Übergriffe der israelischen Siedler auf die dort lebenden palästinensischen Menschen wurden geduldet und oft sogar von politischer Seite ermutigt. Im Gazastreifen ging die Besatzungsarmee besonders brutal vor. Israelische Soldaten brüsteten sich damit schwangere Frauen und kleine Kinder auf brutalste Weise terrorisiert zu haben. Das beschrieb eine israelische Soziologin, die selbst Soldatin in Gaza war, und danach ihre ehemaligen Kameraden für ihre Arbeit interviewt

In den 1990ger Jahren gab es dann den sogenannten Oslo-Friedensprozess, der eigentlich zu einem palästinensischen Staat führen sollte und den die UNO, Europa und die USA unterstützten. Dieser Prozess wurden von großen Teilen des israelischen politischen Establishments sabotiert, unter anderem durch die Ermordung des damaligen Premier-Ministers Yizhak Rabin. Benjamin Netanjahu wird auch in Israel dafür verantwortlich gemacht, den Attentäter aufgehetzt zu haben. Während des gesamten "Friedensprozesses" wurden die israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten konstant immer weiter ausgebaut. Am Ende dieser Zeit wurde den Palästinensern ein Staat angeboten, bei dem sie keine eigenen Grenzen zu anderen Staaten haben durften, keine eigene Armee, kein Ost-Jerusalem und keine Rückkehr der Flüchtlinge. Als dieses Angebot abgelehnt wurde, verstärkte sich die israelische Repression noch weiter, und noch mehr palästinensisches Land wurde enteignet. 

Dann kam es zu 2 Volksaufständen (Intifada). Die erste Intifada war noch mehr oder weniger unbewaffnet auf der palästinensischen Seite, meist wurden nur Steine benutzt. 

In der zweiten Intifada haben Gruppierungen wie die Hamas, Selbstmordanschläge gegen israelische Verkehrsmittel und auf öffentlichen Plätzen und in Einkaufszentren verübt, die denen viele Israelis umgekommen sind. Später hat die Hamas diese Taktik aufgegeben und sich mit echten Waffen bewaffnet, vor allem aber wurde sie zu einer politischen Partei. Übrigens wurde Benjamin Netanjahu Jahre später gefilmt, wie er sich damit gebrüstet hat, die Hamas in ihrer Anfangsphase selbst mit Geld zu unterstützen, um die PLO und die Fatah zu schwächen. Frei nach dem Motto Divide et Impera (teile und herrsche), das die Briten immer wieder in ihren Kolonien angewandt haben.

 Im Jahr 2005 wurden die israelischen Siedlungen aus dem Gaza-Streifen abgezogen und es wurden Wahlen in den gesamten von Israel besetzten palästinensischen Gebieten abgehalten. Diese wurden von der Hamas gewonnen. Der Grund dafür war, dass die Hamas als  nicht korrupt galt, während die aus der PLO hervorgegangen Fatah Partei, die bis jetzt die Verhandlungen mit Israel geführt hatte, mehr und mehr als korrupte Kollaborateure wahrgenommen wurden.  Israel verbot, dass das Wahlergebnis umgesetzt wurde. Nur im Gaza-Streifen, aus dem Israel seine Siedlungen und Soldaten abgezogen hatte, konnte die Hamas die Regierung stellen. 

Seitdem hat Israel nirgendwo mehr palästinensische Wahlen erlaubt. Statt dessen hat Israel die Belagerung des Gaza-Streifens immer weiter forciert. Fast täglich wurde von außen hinein geschossen. Fischer in ihren Booten wurden beschossen, Bauern auf ihren Feldern und immer wieder Beamte der Verwaltung von Gaza und Polizisten. Einmal hat Israel eine ganze Abschlussklasse der palästinensischen Polizeiakademie mit einer Bombe ermordet. Jedes Mal, wenn die Palästinenser auf diese Angriffe mit eigenen -meist schwachen- selbstgebastelten Raketen reagiert haben, hat Israel das zum Anlass genommen einen Großangriff zu starten, etwa alle 2 Jahre nach 2007. Jedes Mal wurden dabei hunderte manchmal über tausend Palästinenser getötet.

Selbst die friedlichen Massendemonstrationen gegen die Belagerung im Jahr 2018 wurden von Israel beschossen. Dabei haben israelische Scharfschützen, hunderte Menschen meist Frauen, Kinder, Behinderte in Rollstühlen, Journalisten und Sanitäter ermordet oder schwer verletzt.

Viele Menschen auf der Welt und bei der UNO nannten Gaza damals ein Freiluftgefängnis. Inzwischen nennen sie es ein Konzentrationslager, das zum Vernichtungslager wurde.

 


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