21 Oktober 2023

Warum ich nach Palästina fuhr




Wenn ich euch jetzt etwas über den Israel-Palästina-Konflikt erzähle, das die israelische Politik und ganz besonders die Siedlungspolitik von Anfang an sehr kritisch betrachtet, dann will ich in keinster Weise leugnen, dass das, was das jüdische Volk während des Dritten Reiches in Deutschland und dem besetzten Europa durchgemacht hat, nicht noch um Dimensionen furchtbarer und verbrecherischer war, als das, was das palästinensische Volk Ende des 2. Weltkrieges erleiden musste.
In der Tat sehe ich das Leiden der Palästinenser als eine direkte Folge dieser Verbrechen des deutschen Dritten Reiches.
Außerdem will ich nicht andeuten, dass die jüdischen Menschen wieder aus dem Gebiet des heutigen Staates Israel vertrieben werden sollten. 
Ich schließe mich in meiner Meinung derjenigen von vielen israelischen und palästinensischen Friedensaktivisten an: Die israelische Siedlungspolitik hat eine Zweistaaten-Regelung für die beiden Völker unmöglich gemacht. Es bleibt also nur noch die Ein-Staaten-Regelung, bei dem beide Volksgruppen, die jüdischen Israelis und die muslimischen und die christlichen Palästinenser gleiche bürgerliche Rechte auf das heute Israel, die Westbank und Gaza umfasst, um einen echten und gerechten Frieden für beide Völker zu erreichen. Die Regierung und alle staatlichen Verwaltungen müssten nach einer Quotenregelung besetzt werden, ebenso wie Polizei und Militär. Dazu müsste nach südafrikanischem Vorbild eine Wahrheits- und Versöhnungskommission eingerichtet werden, in der die Vergangenheit aufgearbeitet und die Grundlagen für die umfassende Versöhnung beider Volksgruppen geschaffen werden, bei der dann Schulen, Universitäten und die Medien mit eingebunden werden müssten. 
Und ich weiß aus eigener Beobachtung, dass die meisten Palästinenser sehr wohl zu einer Versöhnung und einem friedlichen Zusammenleben bereit sind. Auch in Israel gibt es Gruppen, die dazu bereit wären, leider sind diese bis jetzt noch in der Minderheit.

Es ist es jetzt beinahe 15 Jahre her, seit ich in Palästina gewesen bin, und dort für 7 Wochen als Freiwillige bei der Menschenrechtsorganisation ISM mitgewirkt habe. Obwohl das doch eigentlich schon ziemlich lange her ist, so ist diese Zeit immer noch entscheidend für meine Einstellung zu den politischen Geschehnissen unserer Zeit. 
Es war eine prägende Zeit, und wenn ich die Augen schließe, dann sehe ich die Menschen aus Palästina immer noch vor mir. Ich spüre noch immer Angst, Trauer und manchmal auch Zorn in mir, wenn ich an das Leid dieser Menschen denke, besonders wenn mir dieses Leid durch neue Ereignisse in den Nachrichten ständig wieder vor Augen geführt wird.
Aber es sind da für mich auch noch andere Gefühle mit dieser Zeit verbunden. 
Da ist diese Ahnung, dass trotz allem, was jetzt geschieht, das Gute am Ende doch über das Böse siegen wird, und dass Menschlichkeit schon heute immer wieder sowohl Verzweiflung als auch Hass und Gewalt überwindet.
Die Erinnerungen, die ich aus Palästina mitgenommen habe, von den Menschen, die trotz all ihres Leidens niemals ihren Mut und ihre Würde verloren haben, die werden mich immer begleiten. Und ich werde diesen Menschen in meinem Herzen und in meinen Träumen mein Leben lang verbunden bleiben.  

Und um das ganz klar zu sagen, ich war nicht immer auf der Seite der Palästinenser. Ich war einmal sehr stark pro-Israel.
Genau wie die meisten Deutschen, die nach dem zweiten Weltkrieg geboren wurden, so habe ich von Kind auf an tiefe Abscheu für die Verbrechen der Nazis empfunden.
Als 1978 die TV-Mini-Serie 'Holocaust' ausgestrahlt wurde, war ich tief erschüttert, habe geweint, und danach habe ich dann erbost meine Großmutter  väterlicherseits zur Rede gestellt, sie gefragt, wie so etwas in Deutschland nur hatte geschehen können.
Das 'Nie wieder!' bedeutete für mich, dass wir bei uns  im Deutschland nie wieder zulassen dürfen, dass ein rassistischer Faschismus die Politik unseres Landes bestimmt. Und wegen der antisemitisch-begründeten Verbrechen der Nazis war es für mich selbstverständlich, dass wir als Deutsche das Land Israel unterstützen sollten.

Es gab aber auch noch sehr persönliche Gründe dafür, dass ich selbst so pro-Israel war.
Meine Mutter ist während der Nazi-Herrschaft in der besetzten Tschechoslowakei aufgewachsen. Dort musste ihre jüdische Abstammung ein Geheimnis bleiben, und deshalb wurde sie von einer Pflegefamilie in die nächste geschickt. Und als sie medizinische Hilfe wegen einer Tuberkulose Erkrankung brauchte, da mussten ihre Papiere gefälscht werden, und ihr wurde eingetrichtert, nur ja niemandem die Wahrheit über sich selbst zu sagen, sonst würden alle, die ihr geholfen hatten, eingesperrt werden.
Das letzte Kriegsjahr verbrachte sie in einem Dorf im Sudetenland, wo es keine BDM Organisation gab, weil sie im böhmischen Brünn sonst automatisch dort eingezogen worden wäre, mit der Verpflichtung einen Arier-Ausweis beizubringen.
Nach dem Krieg wurde sie zusammen mit den anderen Deutschen aus dem Sudetenland vertrieben. Glücklicherweise musste sie nicht laufen, wie andere Vertriebene aus dem Gebiet, sondern sie wurde mit einem Zug in einem Viehwaggon nach Deutschland gefahren. Jeder Vertriebene durfte nur ein wenig Gepäck mit sich nehmen. Aber sie hatte ja selbst nichts. Also saß sie auf einem Karton mit Büchern, von dem sie sich sogar welche herausholen konnte, um sie zu lesen. Dadurch wurde die Fahrt erträgliche. Angekommen in Deutschland wurde ihre vorherige Pflegefamilie in ein Flüchtlingslager gebracht. 
Und meine, damals knapp 12-jährige, Mutter bekam wieder eine neue Pflegefamilie. Diesmal in einer kleinen hessischen Stadt.
Da die Jugendlichen in dieser Kleinstadt unter der Nazi-Ideologie aufgewachsen waren, war der Antisemitismus dort noch lange nicht überwunden.
 Meine Mutter hatte den jüdischen Nachnamen David, und wenn sie im Sommer viel im Garten ihrer Pflegeeltern arbeitete und dadurch eine Menge Sonne abbekam, dann wurde sie auch viel dunkel-häutiger als die anderen Kinder im Ort. 
Obwohl sie katholisch aufgewachsen war und regelmäßig zur Kirche ging, wurde sie von den Jungen des Ortes als nicht deutsch genug angesehen. Die Jungen versammelten sich regelmäßig in Gruppen vor dem Haus ihrer Pflegeeltern.
"Mohrle, Mohrle, komm runter zu uns" schrien sie immer wieder, wobei sie dann obszöne Gesten machten. 
 Meine Mutter hat diese Zeit überlebt.


 Aber zu genau der gleichen Zeit in einem anderen Land weit entfernt von Deutschland, gab es ein Mädchen gleichen Alters, das nicht überlebt hat. 
Sie wurde verfolgt und von einer ganzen Truppe Männern vergewaltigt. Und ganz genau wie bei meiner Mutter so war der einzige Grund der, dass sie nicht zur 'richtigen' Rasse gehörte. Als sie versucht hatte sich über das zu beschweren, was ihr angetan worden war, da wurde das Mädchen noch einmal vergewaltigt und danach erschossen und im Wüstensand verscharrt.
Dieses Mädchen war eine Palästinenserin.



Und ihre schockierende Leidensgeschichte wurde Jahrzehnte später von israelischen Historikern in den offiziellen Papieren von Ben Gurion, dem Gründer des Staates Israel und dem ersten israelischen Premier-Minister, gefunden.
Ungerührt beschrieb Gurion dort den militärischen Bericht, den er von diesem Ereignis bekommen hatte: Soldaten der israelischen Armee hatten das Mädchen von ihrer Familie getrennt, indem sie diese mit Schüssen vertrieben hatten.
Dann hatten sie sie mit Benzin übergossen, um sie zu 'säubern'. Danach stimmten die Männer demokratisch ab, ob sie das Mädchen als Küchenmagd oder sexuell gebrauchen sollten.
Die Abstimmung fiel auf das letztere.

Fast 60 Jahre nach diesen Ereignissen habe ich selbst diese Geschichte von dem Palästinenser-Mädchen gelesen, als sie von einem palästinensischen Menschenrechts-Aktivisten und Historiker aufgegriffen wurde. Er verglich das Schicksal dieses einzelnen Mädchens, ihr Leiden und ihre Machtlosigkeit, mit dem Schicksal des ganzen palästinensischen Volkes unter der brutalen israelischen Herrschaft.
 Das Mädchen,  deren Name aber nie aufgeschrieben wurde, war nur eines der unzähligen namenlosen Opfer jener Zeit in jenem Land. 

 Aber bevor ich bereit war, diese Geschichte überhaupt zu lesen, musste noch einiges geschehen.
Bis vor etwa 20 Jahren hatte ich fest an all das geglaubt, was uns unsere 'Qualitäts-Medien' also die Tagessschau und Co. über die Welt außerhalb unseres Landes und eben auch über Palästina berichtet hatten.

In meiner Wahrnehmung wurde in deutschen Medien mindestens seit den olympischen Spielen von 1972 in München, der Ausdruck 'Palästinenser' so ziemlich als Synonym für einen nicht-deutschen Terroristen gebraucht. So habe ich das als Kind aus der Schule und als junge Erwachsene  mitbekommen.
Israel, das endlich wieder-erstande Heimatland des jüdischen Volkes, wurde uns als befreiende Antwort zu all dem schrecklichen Leid präsentiert, das Juden in Deutschland angetan worden war.
Und so hatte ich unzählige Male die Geschichte von den heldenhaften Zionisten gehört, von den jüdischen Siedlern, die nach Palästina gekommen waren und dort nur eine Wüste vorgefunden hatten. 
Und die wenigen Menschen die es dort gab, das waren nur ein paar Nomaden mit ihren Zelten, die zuvor überall im ganzen Nahen Osten umhergezogen waren.

Und es waren die Siedler, die die Wüste zum Blühen gebracht hatten, wurde immer wieder betont.
Ich las über die 'wunderbar progressiven' Kibbuzim Projekte', in denen die Menschen ihr gemeinsames Land gemeinsam bewirtschafteten und alles allen gleich gehörte. Als Jugendliche habe ich sogar mal öfters darüber nachgedacht, einmal selbst in so einem Kibbuz zu arbeiten.
Selbst als dann in den 80ger und 90ger Jahren des letzten Jahrhunderts die Nachrichten gelegentlich auch von den jüdischen Siedlungen in der Westbank redeten, die angeblich ein Hindernis für eine friedliche Lösung darstellten, da dachte ich für mich nur: "Warum die Aufregung, die jüdischen Siedler begrünen die Wüste nur noch ein bisschen mehr. Was können diese arabischen Nomaden nur dagegen haben?" 
Für mich waren die Israelis immer die rechtschaffenen und die Palästinenser die unvernünftigen und  gewalttätigen Menschen. Denn ich hatte weder in der Schule noch im Fernsehen je etwas gegenteiliges gehört.
Denn, dass die Tagesschau uns je die relevanten Fakten über wichtige Ereignisse in der Welt verschweigen würde, das konnte ich mir einfach nicht vorstellen.

Und dann kam der 11. September 2001.

Natürlich habe ich, wie der größte Teil der Menschheit, die Ereignisse in einer Endlosschleife immer und immer wieder im Fernsehen gesehen.
Und wie alle anderen war ich zutiefst schockiert.
Und bei mir kam noch hinzu, dass mein Mann genau an diesem Tag zum ersten Mal in seinem Leben einen Flug in die USA hätte nehmen sollen.
Als ich an diesem Tag die Gebäude einstürzen sah, und dann auch noch hörte, dass sogar das Pentagon angegriffen worden war, da hatte ich konstant das eigentlich völlig irrationale Gefühl, dass der dritte Weltkrieg ausgebrochen sei.
Erst Jahre später erfuhr ich, dass in den höchsten Stufen der amerikanischen Macht-Pyramide manche Leute die Anschläge von 9/11 wirklich als das 'neue Pearl Harbor' ansahen, wobei der japanische Angriff auf 'Pearl Harbor' der Auslöser dafür war, dass die USA in den 2.Weltkrieg eingetreten waren.
Zumindest aber sahen sehr, sehr viele Leute die Anschläge des 11.Septembers als den Beginn eines neuen globalen Endlos-Krieges, des sogenannten Krieges gegen den Terrorismus.
Mit Afghanistan begann es dann, und da hier der NATO-Verteidigungsfall ausgerufen wurde, war Deutschland gleich mit dabei, mitten drin in einem Krieg, der erst, 20 Jahre später, beendet wurde.
Aber als dann versucht wurde, uns als nächstes einen Krieg gegen Irak schmackhaft zu machen, da war ich schon im Internet unterwegs und erfuhr von dort, dass die meisten Europäer und sogar einige europäische Politiker, genau wie ich, gegen so einen Krieg waren. Ich konnte mich aber auch noch über andere Dinge informieren.
Und so begann ich Artikel von Leuten zu lesen, die ich zuvor nirgendwo hatte lesen können. Und was ich las, das schockierte mich noch mehr als die Ereignisse von 9/11 selbst.
Um ehrlich zu sein, bin ich nie ein Mensch gewesen, der gut mit Stress umgehen kann. Und was ich nach und nach über die Ereignisse des 11. September herausfand, das brachte meine gesamte Weltsicht ins Wanken gebracht. Ich hatte das Gefühl, als würde mir der Boden unter meinen Füßen weggezogen werden.
Ich musste mir eingestehen, dass enorme, für die meisten Menschen unvorstellbar scheinende, Lügen durch unsere scheinbar so vertrauenswürdigen westlichen Medien in der ganzen Welt verbreitet werden. 
Ich hatte zuvor immer gedacht, dass unser westliches System zwar kleine Schönheitsfehler hätte, die auch dringend repariert werden müssten, aber niemals, dass bei uns in unserer westlich-demokratischen Welt, das wirklich Böse in unserem eigenen politischen System existieren könnte. 
Jedes noch so kleine Fehlverhalten der Politiker, würde über kurz oder lang ohne Zweifel von unseren Medien, der vierten Macht im Staate aufgedeckt werden, so dachte ich. 
Dass eine westliche Regierung Menschen aus der eigenen Bevölkerung ermorden würde und damit durchkäme, schien einfach undenkbar. 
Aber dann bin ich auf die Argumente der Wahrheits-Bewegung gestoßen, anfangs nur widerwillig und ablehnend. 
Was mich am Ende aber überzeugt hat, waren die physikalischen Fakten, die die offizielle Geschichte vollkommen widerlegten und nur den einen Schluss zuließen, dass die drei World-Trade-Center Gebäude gesprengt worden sein mussten.
Die Naturgesetze der Physik, wie zum Beispiel das Gesetz der Schwerkraft, sind keine Interpretations-Sache. Man kann sich daran festhalten.
Sie sind überzeugender selbst als die Tagesschau.
Was mich aber noch mehr schockierte, als der Gedanke, dass Leute innerhalb  der amerikanischen Regierung oder ihr nahe-stehende Leute so viele der eigenen Mitbürger ermordet hatten, war die Reaktion aller westlichen Medien.
Diese weigerten sich einfach grundsätzlich, sich mit den physikalischen Fakten zu beschäftigen. Gleichzeitig dämonisierten sie unaufhörlich diejenigen Leute, die versuchten diese Fakten an die Öffentlichkeit zu bringen. Viele dieser Leute waren Physiker, Architekten und Ingenieure, die sehr wohl wussten, wovon sie sprachen.
Jetzt musste ich schmerzhaft erkennen, dass ich den etablierten Medien nicht mehr trauen konnte. Es war jetzt notwendig geworden, alles anzuzweifeln was diese mir berichteten.
Ich fing an, mich mit Hilfe des Internets über viele Themen zu informieren, die mich vorher kaum interessiert hatten.

Und in diesem Zusammenhang bin ich dann endlich auch auf die wirkliche Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts gestoßen. Und die stand im völligen Gegensatz zu dem, was mir so oft erzählt worden war.
Bald erkannte ich, dass das Verschweigen der Wahrheit über Palästina und die Menschen, die dort leben, mit zu den großen Todsünden der westlichen Medien-Berichterstattung gehören.
 Was man mir so lange eingetrichtert hatte, war durch und durch verdreht und verlogen gewesen. 

Palästina war seit Jahrtausenden ununterbrochen besiedelt gewesen. Es gab dort Dutzende von Städten und viele kleine Dörfer mit ihrer  eigenen lokalen Kultur. Felder wurden dort bebaut, und die Früchte von Bäumen geerntet, besonders von Olivenbäumen.
Jahrhunderte lang vor dem Eintreffen der europäisch-zionistischen Siedler hatten die muslimischen, christlichen und jüdischen Menschen innerhalb der Bevölkerung des Landes friedlich miteinander gelebt.


Es war genau die Brutalität und die Arroganz dieser europäischen Einwanderer, die diesen Frieden zerstört hatten. Und die wirklichen Fanatiker im Land waren die zionistischen Immigranten.

Ebenso fand ich heraus, dass der Staat Israel auch an anderen Kriegsverbrechen beteiligt war und indirekt oder direkt in alle kriegerische Konflikte im ganzen Nahen Osten verwickelt war.
Das Bild rechts wurde aufgenommen, nachdem Israel bei seiner Invasion in den Libanon, eine UN-Unterkunft für Flüchtlinge bombardiert hatte. Dies war nicht der erste Angriff auf den Libanon, der mit Kriegsverbrechen einherging.
Und der Libanon ist nur eines der Länder, in denen Israel militärisch oder durch seine Geheimdienste eingegriffen hatte.

Das eigentliche Problem scheint es zu sein, dass Israel sich im Nahen Osten immer bedroht und niemals wirklich sicher fühlt. Und deshalb handelt das israelische Establishment zumindest inoffiziell völlig nach einem Skript aus der Game-Theorie von John Nash, der damit auch den Nobel Preis gewonnen hat. Diese Theorie wird von Israel dahingehend interpretiert, dass es als Nation militärisch und in anderer Weise immer  so viel stärker als alle anderen sein sollte, dass es konstant in der Lage sein würde, alle potentiellen Gegner völlig vernichten zu können. Dadurch sollten diese niemals auch nur auf die Idee kommen, sich gegen Israel zu stellen.  Diese Theorie macht diplomatische Lösungen, bei denen Kompromisse geschlossen und die Interessen des Gegenübers einbezogen werden müssen, praktisch unmöglich.
Darum ist Israel auch nicht bereit, den Palästinensern irgendwelche Zugeständnisse zu machen, sei es beim Rückzug aus denen im 6-Tage-Krieg eroberten Gebieten oder beim Status von Jerusalem als einer Hauptstadt für beide Völker, der Westen für Israel, der Osten für Palästina. Stattdessen werden in der Westbank immer mehr israelische Siedlungen gebaut und immer mehr palästinensisches Land enteignet, und dem israelischen Staat aus 'Sicherheitsgründen' zugesprochen.
Inzwischen ist eine echte Zwei-Staaten-Lösung praktisch nicht mehr möglich, da ein palästinensischer Staat auf den winzigen Überresten, die die palästinensische 'Autonomiebehörde' noch verwaltet, nicht lebensfähig wäre.
Eine Ein-Staaten-Lösung, bei der beide Völker miteinander gleichberechtigt im selben Land leben, lehnen Israel und seine jüdischen Bürger zum überwiegenden Teil aber ab. Diese Lösung würde der zionistischen Idee widersprechen, wonach ein jüdischer Staat zumindest eine große (80%) jüdische Mehrheit haben muss, ansonsten würden sich die jüdischen Bürger nicht sicher fühlen. 
Stattdessen vertreten ein nicht unbeträchtlicher Teil der Israelis die Meinung, dass die Palästinenser überhaupt nicht nach Palästina gehören sondern alle, einschließlich der palästinensischen Staatsbürger Israels, nach Jordanien vertrieben werden sollten.


Vielleicht um zu bewirken, dass sie das Land freiwillig verlassen, wurde den palästinensischen Bewohnern der Westbank und des Gaza-Streifens das Leben immer schwerer gemacht.
Ich las über die Unterdrückung, die sie  Tag für Tag erleiden mussten und die Verbrechen, die gegen sie begangen wurden, wie die Zerstörung ihrer Häuser.
Ich las auch über eine mörderische Tausendkilo-Bombe, die abgeworfen wurde, um einen einzigen 'Terroristen' zu erwischen, wobei ein ganzer Wohnblock zerstört wurde, mit den Menschen noch drin. 
Aber jedes Mal, wenn immer ich versuchte mit den Menschen um mich herum oder auch online über das zu reden, was ich erfahren hatte, da wurde mir gesagt: "Du hast doch keine Ahnung davon, was dort wirklich passiert. Bist du vielleicht schon einmal dort gewesen? Also halt einfach die Klappe!"

Darum habe ich mich im Frühling 2007 dazu entschlossen, mir die Situation in Palästina mit eigenen Augen anzuschauen. Also habe ich einen verlängerten Urlaub genommen, und erst einmal mit einer örtlichen Gruppe gesprochen, die Solidaritätsarbeit für Palästina leistete. Die gaben mir den Ratschlag, bei der Einreise in Tel Aviv mir auf keinen Fall anmerken zu lassen, dass ich mit den Palästinensern sympathisiere, sonst würde ich gar nicht ins Land gelassen.
 Ich hatte Glück und keine Probleme bei der Einreise, denn ich sehe eigentlich sehr unpolitisch aus.

Als ich zurück nach Hause kam, da trug ich Narben, ein paar kleine körperliche, aber so viel größere auf meiner Seele. Die körperlichen waren bald verheilt, die seelischen aber, die tun manchmal heute noch weh.
Als ich versuchte mein Leben dort wieder aufzunehmen, wo ich vorher war, da konnte ich das nicht wirklich. Nach kurzer Zeit musste ich mich in dem Altenheim, in dem ich arbeitete, in die Nachtschicht versetzen lassen, weil ich dort mit weniger Menschen sprechen musste.
Denn über das, was ich erlebt habe, konnte ich nicht sprechen. Wenn ich es versuchte, da kamen die Worte zu schnell, zu laut, zu atemlos aus meinem Mund, so dass ich alle Leute vor den Kopf stieß. Niemand konnte mich verstehen, weil ich nichts erklären konnte. Ich bin nicht einmal zu den Treffen der Solidaritäts-Gruppe gegangen, weil ich mich dafür vor ihnen schämte, dass ich so wenig stress-resistent war.

In meinem nächsten Blogartikel erzähle ich euch dann, was ich konkret in Palästina erlebt habe.

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