26 Mai 2017

Träume vom Frieden


Im Jahre 1971, als gerade ein brutaler Massenmord stattfand, der über 3 Millionen Menschen in Südostasien das Leben gekostet hat -wir nennen ihn gewöhnlichen den Vietnamkrieg- da schrieb John Lennon, seinen noch heute  weltberühmten Song: "Imagine"
 in dem er von seinem Traum singt, dem Traum von einer Welt, in der alle Menschen in Frieden leben können.
Für Lennon war das eine Welt, ohne die Konzepte von Himmel und Hölle, ohne Religion, ohne Nationen und ohne Grenzen, ohne irgendwelche Unterschiede.
Jahre später erklärte seine Frau  Yoko Ono dem Rolling Stone Magazin in einem Interview : 
"Imagine” war “genau das was John glaubte — dass wir alle ein Land, eine  Welt, ein Volk sind. Er wollte diese Idee verbreiten.”
Ich frage aber, ob John Lennon völlig Recht hatte. Würde eine Welt ohne Grenzen, ohne kulturelle Unterschiede und ohne eine höhere Macht wirklich automatisch ein friedlichere sein. Und wäre eine Entwicklung in diese Richtung der einzige Weg zu einer friedlichen Welt?
Obwohl ich seine Sehnsucht nach einer Welt, in der alle Menschen in Frieden und Gerechtigkeit miteinander leben können von ganzem Herzen teile, so bin ich jedoch zu einer ganz anderen Überzeugung gelangt, wie so eine friedliche Welt aussehen würde .
Ja, in viele Punkten bin ich auch der Meinung von John Lennon, wir Menschen leben wirklich gemeinsam in einer einzigen Welt, und wir gehören in der Tat eine einzige Rasse an, nämlich der Menschlichen. Keine nationalen, ethnischen oder religiösen Unterschieden können irgendeinem Menschen einen höheren Wert verleihen als irgendeinem anderen Menschen oder ein irgendwie größeres Recht unter menschenwürdigen Verhältnissen zu leben.
Aber ich glaube, dass die Abschaffung aller kulturellen Unterschiede die Menschheit sehr viel ärmer machen würde. Und Religionen sind nun einmal die ursprünglichsten Bestandteile von jeder Kultur, die Wurzeln von Kunst und Literatur.
Was Lennon zu seiner Zeit aber auch nicht wusste war, dass es genau diejenigen Kriegstreiber und Monopol-Kapitalisten waren, gegen die er mit seinem Lied und seinen Botschaften opponierte, die im Grunde bestimmte Aspekte seiner Vorstellungen teilten.
Diese militärischen und wirtschaftlichen Eliten träumen auch von einer Welt, in der alle nationalen Grenzen aufgehoben und alle traditionellen Religionen oder Kulturen abgeschafft sein würden. Dies wäre eine Welt, in der alle Menschen unter die Kontrolle einer einzigen Regierung gebracht wären, ihrer Regierung. Es wäre eine Welt, in der nur eine  Form von Spiritualität zugelassen würde, ihre Form. (In den esoterisch-religiösen Philosophien, der viele der heutigen Finanz- und Machteliten anhängen, wird der Wert eines Menschen davon bestimmt, auf welcher Stufe er auf der hierarchischen Leiter ihrer  esoterischen Philosophie steht.)
Diese esoterischen, genau wie die Nietzsche-gläubigen atheistischen, Macht-Eliten der westliche Welt träumen von etwas, das sie "Full Spectrum Dominance" nennen, einer  absoluten Kontrolle über die gesamte Menschheit auf allen Bereichen des menschlichen Lebens: der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Kultur, der Informationsverbreitung und selbst ihrer genetischen Beschaffenheit. Sie wünschen sich eine wissenschaftlich kontrollierte  Welt-Diktatur, in der sie keinerlei Opposition mehr fürchten müssten.
Unter so einem System  würden alle kulturellen Unterschiede ausgelöscht werden. Das Leben eines jeden Menschen wäre dann wertlos, wenn er sich nicht als menschliche Ressource für die Zwecke des wissenschaftlichen Fortschritts eignete. Die gesamte Menschheit  wird vom extremeren Teil dieser finanziellen oder intellektuellen Eliten, als nicht mehr angesehen als das Sprungbrett zur nächsten Stufe der Evolution; oder eigentlich der vom Menschen selbst-gesteuerten Evolution durch die Erschaffung einer neuen, besseren und intelligenteren Spezies, dem post-humanen Übermenschen.
Und diese elitären Träume würden mit Sicherheit zum Albtraum für den Rest der Menschheit werden, insbesondere weil diese Träume erst einmal nur mit sehr viel Krieg und Gewalt verwirklicht werden können, und weil das Endziel, gemäß einiger dieser elitären (psychopathischen) Denker, sogar die beinahe oder die totale Ausrottung der Menschheit sein sollte, um den Planeten zu retten und Ressourcen zu sparen. 
(Übrigens das Problem mit dem oft "Dr.Death" genannten, Eric Pianka, ist nicht, dass er so wahnsinnige Aussprüche von sich gegeben hat, sondern dass er dies vor einem vollen Saal von anderen Wissenschaftlern tat, die ihm in begeisterten Ovationen zugejubelt und dass "seriöse" wissenschaftliche Institute ihm auch noch Preise verliehen haben.)
Zum anderen würde dieses Ende der Menschheit auch noch den notwendigen Platz für diese "höhere" Spezies schaffen.
John Lennon glaubte, dass es unsere Unterschiede seien, die zu Hass und Gewalt, und es die Grenzen seien, die zu Kriegen führten.
Aber in Wahrheit sind es nicht die Unterschiede, die Hass hervorbringen, sondern die Unfähigkeit Unterschiede zu tolerieren, zu akzeptieren und sie sogar als etwas kostbares zu erkennen.
Verschiedene Glaubensbekenntnisse sind nicht automatisch ein Kriegsgrund, sie werden nur von Kriegstreibern übertrieben und durch ihre medialen Sprachrohre als inakzeptabel dargestellt, um die kleinen Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Indem diese Menschen sich gegenseitig an die Kehle gehen, richten sie ihr Augenmerk nicht mehr auf die Eliten, die ihnen wirklich Schaden zufügen wollen 
Was Grenzen angeht, so müssen sie nicht zwangsläufig Menschen von einander trennen, sie ein- oder ausgrenzen, aber sie sind ein ausgezeichnete Mittel die Macht der wenigen, die sich unsere Eliten nennen, zumindest teilweise wirtschaftlich und politisch zu begrenzen.
Geschichtlicher Erfahrung zu Folge, sind es meist die  Macht-Bestrebungen kleiner, elitärer Gruppen um einen König, Kaiser oder Diktator herum, die zu den furchtbaren Kriegen führt. Die Sucht nach immer größerer Machterweiterung, um die grandiosen Ziele der Herrschenden durchzusetzen,  ist seit Jahrtausenden die Grundlage jeder imperialen Politik gewesen.

Eine friedliche Welt mit menschenwürdigen Lebensverhältnissen für alle Menschen kann, meiner Meinung nach, nur durch eine Dezentralisierung von Macht entstehen.
Von dieser Art von Welt träume ich. 

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